Geld hat man zu haben

Was bedeutet Geld hat man zu haben?

„Geld hat man zu haben“, sagen meist die Menschen, die genug davon besitzen. Eine ähnliche Empfehlung lautet: „Über Geld spricht man nicht – Geld hat man.“ Beides klingt irritierend, zynisch und arrogant, weil man das normalerweise nicht von Leuten hört, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Aber was hat es damit auf sich?

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„Geld hat man zu haben“ im BGB

„Geld hat man zu haben“ ist ein Grundsatz, welcher im § 275 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) geregelt wird. Der Gesetzgeber regelt damit, dass sich jemand, der einem anderen Geld schuldet nicht darauf berufen kann, dass er nicht genug Geld hat und deshalb die Zahlung nicht leisten könne. Dieser zentrale Grundsatz des deutschen Privatrechts hat gravierende Auswirkungen. Vor allem für diejenigen, die nicht über die erforderlichen finanziellen Mittel verfügen.

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB):

Geld hat man zu haben § 275 BGB

Die spezielle Regelung für Geldschulden

§ 275 sieht vor, dass eine Person den Anspruch auf eine Leistung verliert, wenn diese objektiv unmöglich ist. Hier ein Beispiel: Du willst dir ein gebrauchtes Motorrad kaufen. Du hast dich mit dem Verkäufer geeinigt, nachdem du dein Bike auf Herz und Nieren geprüft und eine Probefahrt gemacht hast: Alles ist geregelt. Am darauf folgenden Tag kann es losgehen, doch bevor du dein Motorrad abholen und bezahlen kannst, klingelt dein Telefon: Das Motorrad wurde in der Nacht gestohlen. In einem solchen Fall ist der Verkäufer nicht in der Lage seine Leistung zu erbringen. Natürlich verliert er damit auch den Anspruch auf die Gegenleistung – dein Geld.

Für eine Schuld, die in Geld zu leisten ist (Geldschuld) gilt dies aber eben nicht. Im Klartext bedeutet das: Wenn es ums Geld geht, gibt es keine „Unmöglichkeit“. Zumindest nicht im Sinne des Gesetzbuches.

Das Risiko von „Geld hat man zu haben“ im wahren Leben

Laut Statistik waren im Jahr 2019 rund 16 Prozent der Menschen in Deutschland von relativer Armut und der damit oft verknüpften sozialen Isolation betroffen. Du gehörst zu dieser Gruppe, wenn du weniger als 40 Prozent des mittleren Nettoeinkommens in privaten Haushalten verdienst. Wenn du unter 60 Prozent liegst, befindest du dich bereits an der sogenannten Armutsgrenze. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war dies der Fall, wenn du 2019 als Einzelperson weniger als 1.074 Euro und als Paar ohne Kinder weniger als 1.611 Euro verdient hast.

Wie sieht die Praxis aus, wenn man Geld zu haben hat, aber kein’s hat?

Die befreiende Schutzfunktion des Gesetzes, wenn du eine Leistung unmöglich erbringen kannst, greift allerdings gerade bei Geldschulden nicht. Aus diesem Grund trifft dieser alte Rechtsgrundsatz oft genau die Falschen. Zum Beispiel einen Mieter, der seine Miete nicht mehr bezahlen kann, weil er unverschuldet in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Denn diese auf den ersten Blick unscheinbare Formulierung gilt auch im Mietrecht.

Im Jahr 2015 urteilte der Bundesgerichtshof (BGH), dass es nicht darauf ankommt, warum z. B. ein Mieter seine Miete nicht mehr leisten kann. Im vorliegenden Fall musste ein Mieter mit den nachteiligen Folgen eines Mietrückstands leben, obwohl das Jobcenter seine Miete zuvor pflichtwidrig nicht überwiesen hatte (BGH, Urteil vom 4. Februar 2015, Az. VIII ZR 175/14).

Der Grundsatz dass man Geld zu haben hat, kann schnell zum finanziellen Fallstrick werden – für jeden!

Angenommen, du hast einen sicheren Job und verdienst seit Jahren gutes Geld. Da dir die steigende Miete schon immer ein Dorn im Auge war und du dir das locker leisten kannst, kaufst du ein Baugrundstück und ein Fertighaus. In einem halben Jahr willst du in deine eigenen vier Wände einziehen.

Doch dann bricht unerwartet eine Krise aus. Zum Beispiel so etwas wie das Covid-19-Virus. Dein Chef versucht zwar alles Mögliche, um die Firma zu retten. Aber da der Umsatz völlig einbricht, muss er dich und 99 andere Mitarbeiter entlassen – so bitter es auch ist. Dich trifft absolut keine Schuld. Andere Einnahmen, beispielsweise ein passives Einkommen, hast du nicht. Millionen Menschen bangen während der Corona-Pandemie um ihre Existenz.

Geld hat man zu haben - Krise
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Aber selbst in diesem dramatischen Fall gilt für dich: „Geld hat man zu haben“. Und wenn nicht: Pech gehabt. In jedem Fall musst du deine Rechnungen bezahlen. Selbst wenn du es objektiv und ohne Verschulden gar nicht kannst. Solche und ähnliche Fälle können jedem passieren. Und schon so mancher ist dadurch unverschuldet in die Privatinsolvenz geraten.

Geld: Haben ist besser als brauchen

Für viele Dinge im Leben gilt, dass man sie haben muss. Denn die Grundregel lautet: Haben ist besser als brauchen. Das gilt für die Luft zum Atmen, für Essen und Trinken, für wärmende Kleidung und festes Schuhwerk, für ein schützendes Dach über dem Kopf und ein behagliches Bett für die Nacht. Auch Geborgenheit und einen Partner fürs Leben, sowie Kinder gehören dazu (wenn man sie sich wünscht). Und natürlich Geld, denn ob wir es wollen oder nicht, Geld regiert nicht nur die Welt, sondern ist die Basis für ein zufriedenes und erfülltes Leben.

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